Shell Eco-marathon 2016

Das ThaiGer-H2-Racing Team der Hochschule Stralsund wird als bestes deutsches Team Vizeeuropameister in der Klasse der Wasserstoff-Prototyp-Rennwagen beim Shell Eco-marathon 2016 in London

Emissionsfrei 2029 km mit 264 g Wasserstoff bzw. einem Liter Benzinäquivalent zurücklegen. Wie wenig Energie brauchen wir, um uns von A nach B zu bewegen?  Studentische Teams auf der ganzen Welt widmeten sich dieser Frage bereits praktisch, indem sie Leichtrennwagen und zulassungsfähige Leicht-PKW mit minimalem Kraftstoffverbrauch für den Shell Eco-marathon 2016 konstruierten.

Die Rennstrecke

Für den europäischen Wettbewerb reisten am ersten Juliwochenende diesen Jahres 213 Teams aus fast dreißig Ländern nach London. Ihre von Elektro- bzw. Verbrennungsmotoren angetriebenen Rennwagen (prototype-Klasse) und Urban-Concept-PKWs traten dabei in getrennten Wertungsläufen von acht 2,23 km langen Runden im Queen Elizabeth Olympia-Park gegeneinander an.

Dreh- und Angelpunkt der diesjährigen Renntage war die erst im letzten Moment fertiggestellte Rennstrecke des Shell Eco-marathon 2016. Diese besaß viele Unebenheiten und einen 220 m langen fünfprozentigen Anstieg, an dem viele Teams scheiterten. Das ThaiGer-H2-Racing-Team baute im Paddock eigens dafür noch eine Booster-Stufe ein. Die Dramatik der Renntage, Abbrüche der Läufe durch Regenschauer, geplatzte Reifen, abgesprungene Antriebsketten, zerrüttete Baugruppen und Staus am Berg, spiegelten sich nicht im Umgang der Teams miteinander wieder. Vielmehr wurde dieser durch gegenseitige Hilfe, Nachfragen hinsichtlich der Detailprobleme und Glückwünsche bei gelungenem Wertungslauf geprägt.

Der neue entwickelte Rennwagen ThaiGer-V

Das ThaiGer-H2-Racing Team der Hochschule Stralsund nahm an dem Rennen mit seinem völlig neu entwickelten ThaiGer-V teil. Die Anspannung der Rennwoche endete am Sonntag mit einem exzellenten Wertungslauf des Stralsunder Teams mit der Startnummer 204 (d.h. 4. Platz im Vorjahr). Nach 8 problemlosen Runden – die Anspannung der Teammitglieder stieg mit jeder Runde des Fahrers Eamon Nethe (Fakultät Maschinenbau) kaum aushaltbar an – fuhr der ThaiGer nach 41:46 min mit nur 25,6 l Wasserstoffverbrauch über die Ziellinie. Das katapultierte die Stralsunder vom Teilgenommen-Status direkt auf das Siegerpodest und bedeutete den 2. Platz vor dem Vorjahressieger aus Delft und hinter dem Team vom Politecnico Di Torino. Dieses hatte am Vortag seinen ebenfalls einzigen gültigen Wertungslauf eingefahren.

Die hochgerechnete Reichweite des ThaiGer beim SEM 2016 erhöhte sich damit gegenüber dem Vorjahr um 15% auf 2029 km je Liter Benzinäquivalent. Praktisch gesehen verbrauchte das Turiner Team nur 1,5 Liter weniger (gasförmigen) Wasserstoff, ein geringer Unterschied angesichts der insgesamt verbrauchten 2½ Wassereimer – gefüllt mit 2,3 g Wasserstoff-Gas.

Der Antrieb erfolgt mit einem Elektro-Gleichstrommotor direkt auf einen auf der Felge befestigten Carbon-Zahnkranz. Dazu wird der in einer kleinen 0,35 l-Druckgasflasche mit 200 bar mitgeführte Wasserstoff in einer Brennstoffzelle der Firma Baltic Fuel Cells mit einem Wirkungsgrad von etwa 60% direkt in elektrische Energie gewandelt.  Diese wird direkt in Superkondensatoren verlustfrei zwischengespeichert. Bei der technischen Abnahme gab es an allen Stationen wieder ein Lob für die ausgezeichnete mechanische, wasserstoffseitige und elektrische Ausführung durch das technische Team um Andreas Sklarow (IRES) und Robert Garbe (Fakultät Elektrotechnik und Informatik). Der Einsatz einer neuen, eigenen Brennstoffzelle ist für 2017 geplant. Die Optimierung der Steuerung ist auf dem speziellen Brennstoffzellenteststand im Komplexlabor Alternative Energien des Instituts für Regenerative Energien (IRES) an der Hochschule Stralsund vorgesehen.

Ein Jahr Vorbereitung

Vor diesem Erfolg des ThaiGer-H2-Racing Teams in London lag ein Jahr harter Arbeit. Der völlig neu entwickelte Rennwagen zog die Aufmerksamkeit der Teilnehmer und des technischen Personals auf sich. Mit 24,5 kg Gesamtgewicht inkl. 6 kg für das Brennstoffzellensystem ist die selbsttragende Carbon-Sandwich-Konstruktion extrem leicht, verglichen mit den ca. 40 kg schweren mitplatzierten Rennwagen. Die miniminierte Anströmfläche verringerte den Luftwiderstand gegenüber dem ThaiGer IV drastisch und erforderte einen persönlichen Zuschnitt auf die Fahrer. Zum extremen Leichtbau führen u.a. ein Titan-Druckminderer, das Aluminium-Carbon-5-Punkte-Sicherheitsgurtsystem, der Fahrersitz als selbstgenähtes Liegekissen und die Auslegung der filigranen Lenkung mit hochfesten Stählen.

Dankeschön an unsere Sponsoren und Unterstützer

Der Erfolg beim Shell Eco-marathon 2016 ist insbesondere das Ergebnis der Unterstützung durch Unternehmen und Verbände. Dazu zählen die Stadtwerke Stralsund, GSI SLV (Rostock), e3 (Hamburg), Bornhöft – Dat grünt! , der VDI Mecklenburg-Vorpommern, CITTI Stralsund und natürlich die Werkstätten und Institute IRES / IFEU e.V. der Hochschule Stralsund.

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